Brief No. 18 – Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen

Liebe Anne,

in der Tat, das haben sie gut gemacht, die Werber. Es gibt Dinge, die kann man nicht kaufen. Für alles andere…

Doch auch die “Dinge”, die man nicht kaufen kann, haben ihren Preis. Sogar die Freiheit selbst. Der Preis der materiellen oder äußeren Freiheit ist nicht selten die immaterielle oder innere Unfreiheit. Mit eigenem Reihenhäuschen samt Carport und Markise bin ich frei von monatlichen Mietzahlungen. Doch die innere Hürde, mehrere Monate im Camper die Welt zu entdecken, steigt.

Ist der Preis der inneren Freiheit dann die materielle Unfreiheit? Diese Sicht scheint mir in unserer Gesellschaft weit verbreitet. Lieber den Spatz in der Hand als die Taube auf dem Dach. Als ich mich selbständig gemacht habe, bin ich häufig dieser Sichtweise begegnet. Einen gut bezahlten Job zu kündigen, um eine Selbständigkeit mit ungewissen Erfolgsaussichten aufzubauen, ist in den Augen vieler unvernüftig.

Doch wer fängt die Taube, wenn wir alle Spatzen jagen? Die innere Freiheit von vermeintlichen materiellen Zwängen kann die Chance auf die Steigerung der materiellen Freiheit erhöhen. Der Preis dieser Chance ist das Risiko, alles zu verlieren.

Leichter ist es, solche Risiken aus einer Situation materieller Sicherheit heraus einzugehen. Und so ist es, wie Du schreibst: Freiheit und Sicherheit bedingen sich gegenseitig.

Liebe Anne, ich könnte noch Stunden über dieses Spannungsverhältnis philosophieren. Der Entwurf für diesen Brief liegt schon seit Monaten herum. Ich dachte, da fehlt noch was, da kommt noch was, das ist es noch nicht. Und wenn schon? Das Risiko gehe ich ein!

Alles Liebe,
Deine Anne

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