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Brief No. 20 – Den Vogel abgeschossen…

… hast Du mit Deinem letzten Brief, liebe Anne!

Ich habe laut gelacht und dabei beinahe die bereits den ganzen Sommer durchzwitschernden Vögel im Busch der Nachbarin übertönt.

Auch ich habe ein Vögel Vogelproblem. Die Buschbewohner hielt ich bisher für Spatzen, aber nachdem ich von Dir erfahren habe, dass diese Spezies/Gattung/Art/Familie selten geworden ist, bin ich mir unsicher. Sind Spatzen dasselbe wie Haussperlinge? Der Busch im Erdgeschoss klingt jedenfalls ziemlich genau so.

Auf der Balkonbrüstung ist es die Amsel, die uns täglich besucht und fröhlich zwitschernd aufs Geländer scheißt. Das dulden wir duldsam, weil wir sie einfach so nett finden und uns einbilden, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Schließlich kommt sie tatsächlich jeden Tag. In Wirklichkeit schätzt sie wahrscheinlich einfach nur die Akustik und das Echo, das sich von unserem Balkon aus so wunderbar erzeugen lässt.

Tauben gibt es bei uns nicht.

Ich bin gespannt auf Deinen nächsten Brief, liebe Anne. Wird es wieder um Vögel gehen? Oder Freiheit? Oder Erfolg? Vielleicht auch Wirksamkeit?

Viele Grüße in die philosophische Küche,

Deine Anne

 

Brief No. 19 – Warum ich mich für den Spatz entscheide.

Liebe Anne,

Die. Taube. Auf. Dem. Dach.

Da schon wieder!

“HuhuuuHU!”

Diese VIECHER!

Dass die als Friedenssymbol herhalten müssen, obwohl sie mich jeden Morgen ab 5 mit ihrem Gegurre um meinen wohlverdienten Schlaf bringen, ist mir vollkommen rätselhaft.

Mit hängenden Lidern schleppe ich mich dann auf den vollgekackten Balkon und denke: “KRIEG!” Es bleibt beim In-die-Hände-klatschen, die Vögel verziehen sich auf des Nachbars Regenrinne, gucken dämlich und sind ja doch in 5 Minuten wieder da.

Neulich hielt ein Taubenpärchen es für eine gute Idee, bei uns Dauerquartier zu beziehen. “Hier ist es schön, hier bleiben wir”, schienen sie befunden zu haben. “Diese klatschende Trulla nervt zwar ein bisschen, aber die Aussicht ist Bombe.” Fleißig trugen sie Geäst heran. Zum Glück merkte ich es frühzeitig. Ich räumte alles wieder ab. Sie brachten weitere Zweige. Ich räumte alles wieder ab.

Unbeirrt machten sie weiter.

Ich auch.

Ich kürze ab: Irgendwann kapierten sie es und suchten sich einen anderen Nistplatz. Ich gewann das Match.

Die Tauben kommen weiterhin. Ich bilde mir ein, ihr Gegurre ist nach dem Vorfall noch penetranter als früher, und mehr geschietert wird auch (falls das überhaupt möglich ist).

Also entscheide ich mich für den Spatz in der Hand.

Ist ja auch niedlich, so ein kleiner Spatz. Außerdem lese ich, dass seine Art bedroht ist. Er ist quasi auf dem absteigenden Ast. Ich nehme an, es liegt an den Kanonen, mit denen auf ihn geschossen wird.

Unverantwortlich!

Leute, lasst die Spatzen in Ruhe!

Nehmt Euch lieber die Tauben vor!

“HuhuuuHU!”

Schon wieder!

Ich bin dann mal auf dem Balkon.

Deine Anne

P.S.: Das intellektuelle Niveau dieses Briefs wird Deinem Brief nicht gerecht. Dafür entschuldige ich mich. Ich bin einfach nur so MÜDE! Ich liefere nach, wenn ich ausgeschlafen habe.

🙂